B2B E-Rechnung Europa 2026: Belgien und Polen starten – Was deutsche Unternehmen wissen müssen


2026 wird zum Schlüsseljahr für die B2B E-Rechnung Europa 2026: Belgien führt am 1. Januar 2026 die Peppol-Pflicht ein, Polen startet gestaffelt ab 1. Februar mit dem zentralen KSeF-System. Frankreich folgt später im September 2026. Für deutsche Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in diese Länder bedeutet das: Handeln ist jetzt gefragt. Die europäische Landschaft der elektronischen Rechnungsstellung fragmentiert sich weiter – jedes Land setzt eigene Systeme um. Wer rechtzeitig plant, sichert Compliance, reduziert Risiken und kann Strafen vermeiden. Diese Entwicklungen sind Teil der EU-weiten ViDA-Initiative (VAT in the Digital Age), die langfristig eine Harmonisierung der E-Invoicing-Landschaft bis 2030 anstrebt.
🇧🇪 Belgien: Peppol wird ab Januar 2026 Pflicht
Ab dem 1. Januar 2026 gilt in Belgien eine umfassende B2B E-Rechnungspflicht. Alle umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen müssen strukturierte elektronische Rechnungen im Peppol BIS 3.0-Format ausstellen und empfangen. Papierrechnungen und einfache PDF-Formate sind dann nicht mehr zulässig. Die ursprünglich geplante gestaffelte Einführung wurde aufgehoben – alle Unternehmen starten gleichzeitig.
Technische Anforderungen und Strafen
Das Peppol-Netzwerk dient als Standard für die strukturierte elektronische Rechnungsstellung. Unternehmen benötigen Zugang zu einem zertifizierten Peppol Access Point, um Rechnungen über das dezentrale „Four-Corner-System“ auszutauschen. Belgien empfiehlt die Nutzung von Anbietern mit SMP-Zertifizierung (Service Metadata Publisher), um die korrekte Verwaltung der Peppol-Teilnehmerdaten sicherzustellen.
Bei Verstößen sind Bußgelder vorgesehen, die sich bei wiederholten Verstößen erhöhen können. Die genauen Beträge werden von den Behörden festgelegt. Zusätzlich gelten ab 2026 neue Rundungsregeln: Die Rundung ist nur noch auf den Gesamtbetrag pro MwSt.-Satz erlaubt, nicht mehr pro Position.
Relevanz für deutsche Unternehmen
Deutsche Unternehmen mit belgischen Geschäftspartnern – insbesondere im Raum Antwerpen mit seiner engen Verbindung zu deutschen Häfen – müssen ihre Systeme bis Ende 2025 anpassen. Der Vorteil: Peppol ist auch in Deutschland als Standard etabliert. Unternehmen, die bereits für die deutsche E-Rechnungspflicht (ab 2025 Empfang, ab 2027/28 Versand) vorbereitet sind, können denselben Peppol Access Point für Belgien nutzen.
Ab 2028 plant Belgien ein E-Reporting-System im „5-Corner-Modell“, bei dem Rechnungsdaten in Echtzeit an die Finanzbehörden übermittelt werden. Unternehmen, die jetzt auf Peppol setzen, legen damit das technische Fundament für diese künftige Anforderung.
Detaillierte Informationen zur technischen Umsetzung, SMP-Zertifizierung und dem belgischen E-Invoicing-Mandat finden Sie in unserem ausführlichen Artikel: E-Rechnungspflicht Belgien 2026 – Peppol wird Standard
🇵🇱 Polen: KSeF-System startet im Februar 2026
Polen verfolgt einen anderen Ansatz als Belgien: Statt eines dezentralen Peppol-Netzwerks setzt das Land auf eine zentrale Clearance-Plattform. Das Krajowy System e-Faktur (KSeF) ist ein staatliches System, über das alle B2B-Rechnungen laufen müssen. Die Einführung erfolgt gestaffelt.
Gestaffelte Einführung mit Grace Period
Die KSeF-Pflicht tritt in zwei Phasen in Kraft:
1. Februar 2026: Großunternehmen mit einem Jahresumsatz über 200 Millionen PLN (ca. 46 Millionen Euro) müssen E-Rechnungen über KSeF ausstellen und empfangen können
1. April 2026: Alle übrigen Unternehmen folgen
Bis zum 31. Juli 2026 verhängt Polen keine Strafen bei Fehlern – eine großzügige Grace Period, die Unternehmen Zeit zur Anpassung gibt. Kleinstunternehmen mit geringem Umsatz (monatlich unter 10.000 PLN) können bis Ende September 2026 noch Papierrechnungen nutzen.
Technische Besonderheiten des KSeF-Systems
KSeF 2.0 arbeitet mit dem proprietären FA(3) XML-Format – nicht mit Peppol. Jede Rechnung erhält eine eindeutige KSeF-ID. Das System bietet einen „Offline-Modus“ bis Ende 2026, der es ermöglicht, Rechnungen bis zu einem Tag nach Ausstellung hochzuladen. Neu ist auch die Möglichkeit, Anhänge zu Rechnungen hinzuzufügen.
Deutsche Unternehmen, die in Polen ansässig sind oder eine feste Niederlassung haben, unterliegen der KSeF-Pflicht für alle Geschäftsvorfälle dieser Niederlassung. Reine Exportgeschäfte ohne polnische Betriebsstätte sind nicht betroffen.
Unterschied zu Peppol: Zentral vs. dezentral
Der zentrale Ansatz Polens unterscheidet sich fundamental von Belgiens Peppol-Modell. Während Peppol auf einem dezentralen Netzwerk zertifizierter Access Points basiert, müssen in Polen alle Rechnungen über die staatliche KSeF-Plattform laufen. Dies ermöglicht der polnischen Finanzverwaltung direkten Echtzeit-Zugriff auf alle Transaktionsdaten.
Für Unternehmen bedeutet das: Sie benötigen unterschiedliche technische Lösungen für Belgien (Peppol) und Polen (KSeF). BESITEC bietet als zertifizierter Peppol Access Point direkte Anbindung für Deutschland und Belgien. Für Polen arbeiten wir mit spezialisierten Partnern zusammen, die KSeF-Integration anbieten.
Aktuelle Details zum polnischen E-Invoicing-Mandat, technische Spezifikationen und Implementation Timeline: Update zur Einführung der E-Rechnungspflicht in Polen
🇫🇷 Frankreich: Start verschoben auf September 2026
Frankreich hat seine ursprünglich für 2024 geplante E-Rechnungspflicht mehrfach verschoben. Der aktuelle Zeitplan sieht einen Start im September 2026 vor – gestaffelt nach Unternehmensgröße.
Neue Timeline nach mehreren Verschiebungen
Die französische Nationalversammlung bestätigte im April 2025 den neuen Zeitplan:
1. September 2026: Empfangspflicht für alle Unternehmen; Versandpflicht für große und mittelständische Unternehmen
1. September 2027: Versandpflicht für kleine und Kleinstunternehmen (KMU)
Selbst bei angekündigten Mandaten können sich Zeitpläne ändern. Dennoch sollten Unternehmen die Vorbereitung nicht aufschieben, da die technische Implementation Zeit benötigt.
Y-Modell mit Private Platforms
Frankreich setzt auf ein hybrides „Y-Modell“: Unternehmen müssen zertifizierte Partner Dematerialisation Platforms (PDPs) nutzen, um Rechnungen auszutauschen. Parallel existiert die staatliche Plattform Chorus Pro. Das System unterstützt mehrere Formate – UBL, CII und das nationale Hybrid-Format Factur-X.
Ein direkter Rechnungsversand zwischen Unternehmen ohne PDP-Plattform ist nicht erlaubt. Derzeit sind 87 PDPs registriert. Zusätzlich führt Frankreich ein E-Reporting für grenzüberschreitende und B2C-Transaktionen ein.
Grundlagen zum französischen Y-Modell und den technischen Anforderungen: Elektronische Rechnung in Frankreich
Hinweis: Dieser Artikel enthält die ursprüngliche Timeline. Bitte beachten Sie die aktualisierten Termine (September 2026/2027).
🇩🇪 Deutschland zum Vergleich: Empfangspflicht bereits 2025
Deutschland ist mit der E-Rechnungspflicht bereits gestartet. Seit 1. Januar 2025 müssen alle Unternehmen im B2B-Bereich elektronische Rechnungen empfangen können – ohne Zustimmungspflicht. Die Versandpflicht folgt gestaffelt:
2025-2026: Übergangsfrist, Papier und PDF noch erlaubt
Ab 2027: Versandpflicht für Unternehmen mit über 800.000 Euro Jahresumsatz
Ab 2028: Versandpflicht für alle Unternehmen
Deutschland setzt wie Belgien auf Peppol-Kompatibilität. Die Formate XRechnung und ZUGFeRD (ab Version 2.0.1) erfüllen die Anforderungen. Langfristig plant Deutschland im Rahmen von ViDA ein transaktionsbezogenes Meldesystem, das aus E-Rechnungsdaten gespeist wird.
Der Vorteil für deutsche Unternehmen: Die gleiche Peppol-Infrastruktur, die für deutsche B2B-Rechnungen aufgebaut wird, funktioniert auch für Belgien. Ein Access Point, zwei Länder.
Was deutsche Unternehmen mit EU-Geschäft jetzt tun sollten
Die Fragmentierung der europäischen E-Invoicing-Landschaft erfordert strategische Planung. Unternehmen sollten systematisch vorgehen.
Bestandsaufnahme: Welche Länder sind betroffen?
Prüfen Sie Ihre Geschäftsbeziehungen:
- Mit welchen EU-Ländern haben Sie regelmäßige B2B-Transaktionen?
- Haben Sie Niederlassungen oder feste Betriebsstätten in Belgien, Polen oder Frankreich?
- Welche Umsatzvolumina fallen in diesen Ländern an?
Konzentrieren Sie sich zunächst auf Länder mit nahen Deadlines (Belgien: Januar 2026, Polen: Februar/April 2026). Frankreich kann in einer zweiten Phase angegangen werden.
Vorteil: Ein Peppol Access Point für mehrere Länder
Für Unternehmen mit Geschäft in Belgien und Deutschland bietet Peppol einen klaren Vorteil: Eine technische Integration deckt beide Märkte ab. BESITEC ist als zertifizierter Peppol Access Point Provider in der Lage, Unternehmen den Zugang zu mehreren europäischen Peppol-Netzwerken zu ermöglichen.
Für Polen mit seinem KSeF-System benötigen Sie zusätzlich eine separate Integration. BESITEC arbeitet hierfür mit spezialisierten KSeF-Partnern zusammen, um Ihnen auch für Polen den Zugang zu ermöglichen.
Ausblick: ViDA und die langfristige EU-Perspektive
Die nationalen E-Invoicing-Mandate in Belgien, Polen und Frankreich sind Vorboten einer umfassenden EU-Reform. Die ViDA-Initiative (VAT in the Digital Age), verabschiedet im März 2025, zielt auf eine Harmonisierung der elektronischen Rechnungsstellung bis 2030.
Ab 1. Juli 2030 wird E-Invoicing für alle grenzüberschreitenden B2B-Transaktionen in der EU verpflichtend. Die Mitgliedstaaten müssen ihre nationalen Systeme bis spätestens 1. Januar 2035 an den EU-Standard EN 16931 angleichen. Papier- und PDF-Rechnungen werden bei EU-weiten Geschäften dann nicht mehr akzeptiert.
ViDA führt zudem ein Real-Time Digital Reporting System ein, bei dem Rechnungsdaten automatisch an Finanzbehörden übermittelt werden. Dies soll Mehrwertsteuerbetrug reduzieren und die EU-VAT-Lücke schließen helfen.
Mehr Details zur ViDA-Directive und ihrer Bedeutung für Unternehmen finden Sie in unserem Überblicksartikel zur EU-weiten E-Invoicing-Reform.
B2B E-Rechnung Europa 2026 wird Realität
2026 markiert einen Wendepunkt für die B2B E-Rechnung Europa 2026. Belgien und Polen setzen konkrete Deadlines, weitere Länder folgen. Die europäische E-Invoicing-Landschaft bleibt vorerst fragmentiert – mit unterschiedlichen Systemen (Peppol vs. zentrale Clearance), Formaten und Zeitplänen.
Für deutsche Unternehmen mit EU-Geschäft bedeutet das: Strategische Vorbereitung ist entscheidend. Wer jetzt die technischen Grundlagen schafft, sichert sich nicht nur Compliance, sondern auch Effizienzgewinne durch automatisierte Prozesse. Die Investition in eine skalierbare E-Invoicing-Infrastruktur zahlt sich langfristig aus – insbesondere mit Blick auf die ViDA-Harmonisierung bis 2030.
BESITEC unterstützt Unternehmen als erfahrener Partner bei der Navigation durch die europäische E-Rechnungslandschaft. Von der Peppol-Anbindung über KSeF-Integration bis hin zu individuellen EDI-Lösungen – wir finden den passenden Weg für Ihre Anforderungen.
Haben Sie Fragen zur B2B E-Rechnung Europa 2026 und den Anforderungen in Belgien, Polen oder anderen EU-Ländern? Kontaktieren Sie uns – wir beraten Sie gerne zur optimalen Umsetzungsstrategie für Ihr Unternehmen.